24.05.2023

Lesung und Lunchgespräch mit Daniel Haberlah

Als ‚Asoziale‘ nach Ravensbrück – Das kurze Leben der Irmgard Plättner
Daniel Haberlah © Anna-Elena Schüler

Daniel Haberlah hat 2021 noch während seines Masterstudiums ein Buch veröffentlicht, in dem er sich mit der Geschichte seiner Urgroßtante Irmgard Plättner auseinandersetzt. Sie wurde 1942 wegen „Arbeitsverweigerung“ verhaftet und starb 1945 mit nur 24 Jahren im Konzentrationslager Ravensbrück – sie war als sogenannte „Asoziale“ von den Nationalsozialisten verfolgt worden.

Im Rahmen unserer Reihe „Kontinuitäten der Ausgrenzung“ durften wir Daniel Haberlah nun in Regensburg begrüßen – zu einer abendlichen Lesung im Haus der Begegnung und tags darauf zu einem Lunchgespräch mit Studierenden an der Universität Regensburg. Mit seinem Buch „Als ‚Asoziale‘ nach Ravensbrück – Das kurze Leben der Irmgard Plättner“ bietet Daniel Haberlah einem breiten Publikum Zugang zu einem noch häufig unbeachteten Thema. Die Opfergruppe der sog. „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“ hat erst 2020 durch den Bundestag Anerkennung erfahren.

Daniel Haberlah umriss mit zeitgenössischen Fotografien und Zitaten die Lebenswelt der Braunschweiger Arbeiterbevölkerung in der Vorkriegszeit. So gab er auch dem Regensburger Publikum einen Einblick in die ärmlichen und von Ausgrenzung geprägten Verhältnisse, in denen Irmgard Plättner aufwuchs. Auch für sein Buch liefern solche historischen Hintergründe einen Rahmen, der die Lebensgeschichte seiner Urgroßtante vervollständigt, wo diese durch Archivalien und familiäre Erzählungen nur lückenhaft rekonstruierbar ist.

„Als ‚Asoziale‘ nach Ravensbrück – Das kurze Leben der Irmgard Plättner“ © Anna-Elena Schüler

Bei einem Lunchgespräch hatten Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen der UR dann die Gelegenheit, ganz informell mit Daniel Haberlah ins Gespräch zu kommen. Er berichtete davon, wie bei ihm in der Coronazeit auf der Suche nach einem Essaythema die Idee entstanden ist, sich ausführlicher mit seiner Familiengeschichte zu beschäftigen, welche Etappen und Hürden ihn bei der Forschung in Archiven erwarteten und wie er schließlich ein Buch in einem Verlag publizieren konnte. Im Publikum bestand großes Interesse an Tipps für die eigene Ahnenforschung.

Laura Lopez Mras (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Mitarbeiterin im Ausstellungsprojekt „Schicksal der als sog. Asoziale und Berufsverbrecher verfolgten Menschen“ der KZ-Gedenkstätte und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas) © Anna-Elena Schüler

Kontinuitäten der Ausgrenzung

Das Leid zehntausender Opfer des Nationalsozialismus, die als „Asoziale” und „Berufsverbrecher” verfolgt wurden, rückt erst allmählich in das öffentliche Bewusstsein. Die Nichtbeachtung dieser Menschen ist Teil einer langen Geschichte von Ausgrenzung und Diskriminierung. Diese Veranstaltungsreihe nähert sich lange „vergessenen” Opfergruppen multiperspektivisch an.