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Der NS-Staat inhaftierte Menschen mit unterschiedlichen Begründungen in Konzentrationslagern. So wurden vorbestrafte Personen von der Kriminalpolizei in „Vorbeugungshaft“ genommen und in KZ eingewiesen. Polizei und SS bezeichneten diese Häftlingsgruppe als „Berufsverbrecher“. Nach 1945 galten sie nicht als Opfer – im Gegenteil: Häufig herrschte die Ansicht, dass sie zu Recht im Lager gewesen seien. Über sie wurde nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen, sie wurden nicht entschädigt, ihre Schicksale kaum erforscht.
Wer waren die „kriminellen“ Häftlinge in den Konzentrationslagern? Auf welcher rechtlichen Basis wurden sie deportiert? Wegen welcher Delikte hatten sie Vorstrafen erhalten? Wie wandte die Kriminalpolizei die Bezeichnung „Berufsverbrecher“ an? Welche Rolle spielten sie im Gefüge der „Häftlingsgesellschaft“ in den Lagern?
Dr. Andreas Kranebitter widmet sich nicht nur der NS-Zeit, sondern zeigt auch, wie die Stigmatisierungen in den (Familien-)Biografien dieser Opfergruppe nach 1945 überdauerten. Mit geschichts- und sozialwissenschaftlichen Konzepten geht der Autor den Biografien von 885 als „Berufsverbrecher“ im KZ Mauthausen Inhaftierten nach. Damit kommt eine bisher kaum beachtete Häftlingsgruppe in den Blick, was auch ein neues Licht auf die Geschichte der NS-Verfolgung und ihre Nachgeschichte wirft.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der KZ Gedenkstätte Flossenbürg und dem Evangelischen Bildungswerk Regensburg e.V. statt und ist Teil des Begleitprogramms zur Ausstellung „Die Verleugneten“, die bis 14. September 2025 in der KZ-Gedenksttätte Flossenbürg besucht werden kann.

Dr. Andreas Kranebitter ist Wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien. Zuvor war er viele Jahre an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen tätig. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftler*innen setzte sich Kranebitter für die Anerkennung der als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ Verfolgten als Opfer des Nationalsozialismus vor dem Deutschen Bundestag ein.
Bild Andreas Kranebitter: © DÖW Daniel Shaked

Debatten & Positionen zur Erinnerungskultur
Die Vortragsreihe soll allen Interessierten verschiedene Perspektiven der Erinnerungskultur zugänglich machen und eine Möglichkeit zum Austausch bieten.