Unsere Reihe „Kontinuitäten der Ausgrenzung“ findet in Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg statt und soll häufig vergessene Opfer des NS-Regimes ins Licht rücken: Menschen, die als „Asoziale“ „Berufsverbrecher“ oder „unwertes Leben“ verfolgt wurden. Eine literarische Annäherung an das Thema unternimmt der Journalist und Autor Robert Domes. Sein Roman „Waggon vierter Klasse“ widmet sich zwei Biographien. Beide Protagonist*innen stehen am Rande der Gesellschaft. Verbunden sind sie durch einen ausrangierten Bahnwaggon am Rande eines Allgäuer Ortes, den sie nacheinander bewohnen, ohne sich jemals zu begegnen. Alois Roth wird im Ort lange komisch beäugt, schließlich vom NS-Regime als sog. „Asozialer“ verfolgt und in Konzentrationslagern inhaftiert. Später, nach dem Zweiten Weltkrieg, wird das Flüchtlingsmädchen Martha aus Ostpreußen im Dorf ebenfalls ausgegrenzt und findet allmählich heraus, wer vor ihrer Familie den Bahnwaggon bewohnt hat.
Robert Domes und Simone Schatz lasen Passagen aus dem Roman vor und nahmen dabei Alois‘ und Marthas Perspektiven ein. Durch diese Gestaltung und die eindringliche Sprache des Romans wurden die Besucher*innen der Veranstaltung in der angenehmen Atmosphäre der Buchhandlung Pustet in den Bann gezogen. Zum Abschluss der Lesung zeigte Robert Domes aktuelle und historische Bilder von Handlungsorten sowie Aufnahme von Alois Roth, woraus sich schließlich eine Diskussion mit dem Publikum entspann.
Presseecho zur Podiumsdiskussion in Regensburg:
Weitere Veranstaltungen in der Reihe:
Kontinuitäten der Ausgrenzung
Das Leid zehntausender Opfer des Nationalsozialismus, die als „Asoziale” und „Berufsverbrecher” verfolgt wurden, rückt erst allmählich in das öffentliche Bewusstsein. Die Nichtbeachtung dieser Menschen ist Teil einer langen Geschichte von Ausgrenzung und Diskriminierung. Diese Veranstaltungsreihe nähert sich lange „vergessenen” Opfergruppen multiperspektivisch an.