23.11.2022

Wie erinnern?

Aktuelle Erinnerungskultur in Deutschland und Österreich
Publikum im gut gefüllten Theatercafé © Dionys Asenkerschbaumer

Die zweite Podiumsdiskussion in der Veranstaltungsreihe „Den NS-Krankenmord erinnern“ fand am 13.11.2022 abermals im Kleinen Theater in Haar statt. Unter dem Titel „Wie erinnern? Aktuelle Erinnerungskultur in Deutschland und Österreich“ trafen sich Irene Zauner-Leitner (Stellvertretende Leitung und Pädagogik am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, Österreich), Thomas Stöckle (Leiter der Gedenkstätte Grafeneck) und Prof. Dr. Peter Brieger (Ärztlicher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikums, ehemalige Pflegeanstalt Eglfing-Haar) auf dem Podium.

Prof. Dr. Jörg Skriebeleit (Zentrum Erinnerungskultur), Prof. Dr. Peter Brieger, Gregor Hoppe (Moderation), Irene Zauner-Leitner und Thomas Stöckle (von links) © Dionys Asenkerschbaumer

Diskutiert wurde über die jeweilige Besonderheit und gemeinsame Verantwortung der drei unterschiedlichen Erinnerungsorte, die von den Nationalsozialisten als Stätten für die sogenannte „Euthanasie“ und Krankenmorde instrumentalisiert wurden. Tenor aller drei auf dem Podium Sitzenden war, dass man keine allgemeingültigen Antworten liefern könne, sondern vielmehr Fragen bei den Besuchern aufwerfen müsse, damit diese eigenständig Schlüsse für sich zögen.

Infolge der lehrreichen Beiträge der Teilnehmer*innen, wurde dem Publikum von Moderator Gregor Hoppe noch Zeit gegeben, Fragen zu stellen und Anregungen zu machen. Das Publikum nutzte die Chance und ging wiederholt auf die aktuelle Relevanz des Themas ein.

Der letzte Beitrag einer Besucherin stellte sich als perfektes Schlusswort heraus:

„Ich möchte mich gern dafür bedanken für das, was ihr da jeden Tag tut und dass ihr euch heute auch die Zeit genommen habt, uns da so viel Wichtiges nochmal rückzuvermitteln, die Erinnerung aufrecht zu erhalten. Bei mir habt ihr nicht nur den Gedanken neu angeregt, sondern auch mein Herz gerührt.“

Besucherin der Podiumsdiskussion

„Ich glaube nicht, dass es notwendig oder sinnvoll ist, große, leere Räume zu schaffen, die erinnern, sondern ich glaube, die Erinnerung muss weiterwirken in dem, was geschieht. Und wir müssen das, was hier passiert ist, kenntlich machen.“

Prof. Dr. Peter Brieger

„Wir können nicht die Antworten […] vorgeben und wir möchten [das] auch nicht. Das, was wir möchten, ist, dass unsere Besucherinnen dahingehend sensibilisiert werden, dass das auch aktuelle Fragen oder Fragestellungen sind, die Bedeutung für sie und für ihre Gegenwart haben. Für unsere Leben, für unsere Gesellschaft, für unsere kranken Menschen, für unsere alten Menschen, für unsere behinderten Menschen.“

Irene Zauner-Leitner

„Eine Gedenkstätte ist etwas anderes als ein Denkmal. Ein Denkmal kann an einem beliebigen Ort positioniert werden. Die Gedenkstätte befindet sich am historischen Ort des Geschehens — in unserem Fall des Verbrechens. Das heißt: Der Kern der Gedenkstätte ist die Erinnerung.“

Thomas Stöckle

Presseecho zur zweiten Podiumsdiskussion in München-Haar:

Weitere Podiumsdiskussionen in der Reihe:

Den NS-Krankenmord erinnern

Im Rahmen des Publikationsprojekts „Den NS-Krankenmord erinnern“ veranstaltet das Zentrum Erinnerungskultur mehrere interdisziplinäre Podiumsdiskussionen zu Geschichte und Gegenwart der Erinnerung an den NS-Krankenmord.