21.06.2024

Rückblick: Grenz-Ansichten beim Tag des Grünen Bandes

Der Tag des Grünen Bandes am 08.06.2024 bot für das Zentrum Erinnerungskultur den Anlass, einen kulturgeschichtlichen Blick auf die bayerisch-tschechische Grenzregion zu werfen, die heute als Abschnitt des Grünen Bandes vermarktet wird. Der Tag des Grünen Bandes wurde vom Centrum Bavaria Bohemia zusammen mit dem Markt Eslarn und dem Staatsgut Pfrentschweiher organisiert und fand auf dem Gelände des Staatsgut Pfrentschweiher statt.

Den Stand des Zentrums Erinnerungskultur rahmte eine Pop-Up-Ausstellung, die historische Postkarten aus der Grenzregion von Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute präsentierte. Beim Stöbern durch die Postkarten konnten die zahlreichen Interessierten sich von Kommentaren und Fragen anregen lassen. Die Ausstellung bot Anlass, darüber ins Gespräch zu kommen, wie sich die Wahrnehmung und Selbstdarstellung der Grenzregion einerseits immer wieder veränderte und was andererseits durch die Jahrzehnte hindurch gleich blieb. Wie wurde etwa der Region um Eslarn oder Bělá nad Radbuzou im Laufe der Zeit auf Postkarten bezeichnet? Welche ikonischen Motive wie Grenzübergänge, Soldaten, aber auch Freibäder wiederholen sich auf den Karten? Vom Zentrum Erinnerungskultur produzierte Ansichtskarten ermöglichten es, die Denkanstöße der Pop-Up-Ausstellung mit nach Hause zu nehmen oder an andere zu versenden.

Das Erzählcafé bot schließlich mit zwei je 45-minütigen Gesprächsrunden einen Ort der Begegnung und den Raum für tiefergehende Erzählungen, die in ganz unterschiedlicher Weise mit der Grenzregion zwischen Bayern und Tschechien verknüpft waren. Im Zentrum stand die Frage, welche Erfahrungen und Erinnerungen die Teilnehmenden mit der Region verbinden und wie sie deren Wandel und ihr alltägliches Leben dort wahrnehmen. Auf einer Landkarte markierten die Teilnehmenden die für sie prägenden Orte und teilten diese anschließend mit der Runde, wodurch sich neue Gesprächsanlässe ergaben. Erzählt wurde unter anderem von ersten und wiederholten Reisen ins Nachbarland, familiären Erfahrungen der Zwangsaussiedlung, dem Leben am nahezu hermetisch geschlossenen Eisernen Vorhang, der Verschiebung von Perspektiven durch die Europäische Integration, fortbestehenden Vorurteilen oder dem Wandel in der Wahrnehmung der eigenen und jeweils anderen Grenzseite.

Ob bei der Pop-Up-Ausstellung oder beim Erzählcafé – im Laufe des Tages tauschten wir alle eine große Bandbreite persönlicher Grenz-Ansichten miteinander aus und dachten gemeinsam darüber nach, wie die Grenze zwischen Bayern und Tschechien in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft immer wieder erinnert und zugleich neu gedacht wurde und wird.