11.06.2025

Wissenschaft mitten in der Stadt

Uni goes Downtown mit Perspektiven auf Demokratie, Neurowissenschaft und Erinnerungskultur

Am 19. Mai 2025 lud die Universität Regensburg im Rahmen der Reihe „Uni goes Downtown“ ins Degginger, das Kultur- und Kreativzentrum der Stadt Regensburg, ein.

Drei Forschende der Universität gaben in kurzen, pointierten Vorträgen Einblicke in ihre aktuelle Arbeit und standen im Anschluss für Gespräche bereit. Der Abend, der von der Uni Jazz Combo gerahmt wurde, bot erneut die Gelegenheit, Forschungsthemen aus verschiedenen Disziplinen kennenzulernen.

Prof. Dr. Eva Helene Odzuck (Lehrstuhl für Politische Philosophie, Theorie und Ideengeschichte) verglich in ihrem Beitrag „Demokratie unter Bedingungen der Digitalisierung“ zwei Demokratietheorien – die radikale und die deliberative – und stellte zur Diskussion, wie sich mit deren Hilfe die Auswirkungen von Social Media und digitalen Technologien auf demokratische Prozesse einschätzen lassen.

Prof. Dr. Angelika Lingnau (Lehrstuhl für Cognitive Neuroscience und Mitglied im Beirat des Zentrums Erinnerungskultur) warf in ihrem englischsprachigen Vortrag „Mind reading – future or fiction?“ einen faszinierenden Blick auf aktuelle Forschung an der Schnittstelle von Künstlicher Intelligenz und Hirnforschung. Sie zeigte, wie die Neurowissenschaften heute schon Bilder im Kopf entschlüsseln können, was davon Wissenschaft ist und was Science Fiction bleibt und ging dabei sowohl auf Chancen als auch auf Gefahren dieser neuen Technologien ein.

Dr. Philipp Bernhard (Zentrum Erinnerungskultur) befasste sich in seinem Vortrag mit dem Titel „Postkoloniale Erinnerungskultur“ mit Herausforderungen bei der Darstellung kolonialer Vergangenheit in Museen. Ein Beispiel aus dem Fugger- und Welser-Erlebnismuseum in Augsburg diente Bernhard als Ausgangspunkt. Aufgrund fehlender historischer Quellen aus der Perspektive der Kolonisierten griff das Museum zu einer fiktiven Erzählfigur, um Jugendlichen einen Zugang zur Thematik zu ermöglichen.

Diese gut gemeinte Inszenierung erwies sich jedoch als historisch fragwürdig und pädagogisch problematisch – etwa dort, wo Besucher:innen aufgefordert wurden, den „Preis“ einer versklavten Person zu berechnen. Von diesem konkreten Fall ausgehend sprach Bernhard über die grundsätzlichen Herausforderungen, die sich für die Geschichtsvermittlung im Umgang mit einer stark einseitigen Quellenlage stellen, da häufig nur von Europäer:innen verfasste Quellen überliefert sind. Besonders Museen stünden vor der Aufgabe, koloniale Machtverhältnisse nicht auf inhaltlicher Ebene, sondern auch über die Form ihrer Darstellung sichtbar zu machen – etwa durch kritische Kontextualisierungen, das bewusste Hinterfragen europäischer Perspektiven und die aktive Suche nach verdrängten oder marginalisierten Stimmen.

Moderiert wurde der abwechslungsreiche Abend von Jan Kleine, dem Leiter der Präsidialabteilung der Universität Regensburg. Das Publikum im voll besetzten Degginger dankte den Referent*innen mit großem Applaus – und darf sich schon jetzt auf die nächste Ausgabe von „Uni goes Downtown“ am 26. Januar 2026 freuen.

Bildnachweis: © Universität Regensburg, Patrick Farkas