Im Winter 2023/24 stellte das Zentrum Erinnerungskultur „Verdrängt – Die Erinnerung an die nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Morde“ in Haar, Passau, Augsburg und Erlangen vor. Im Mittelpunkt standen Debatten und Kontroversen, die die vielfältigen Formen des Umgangs mit den „Euthanasie“-Verbrechen begleiten. Bereits während des Entstehungsprozesses der Publikation lud das Zentrum Erinnerungskultur im Herbst/Winter 2022 zu vier weiteren Podiumsdiskussionen ein, deren Eindrücke auch in das Buchprojekt eingeflossen sind.
09.11.2022
Bei der ersten Veranstaltung stand die künstlerische Auseinandersetzung mit mit den „Euthanasie“-Verbrechen im Vordergrund. Buchautor Robert Domes, Filmproduzent Ulrich Limmer und Theaterintendantin Kathrin Mädler diskutierten am Beispiel „Neben im August“ über die Grenzen, Chancen und Möglichkeiten ihrer unterschiedlichen Medien, mit der Erinnerung an die NS-„Euthanasie“ umzugehen.
23.11.2022
Die zweite Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit der Frage „Wie erinnern? Aktuelle Erinnerungskultur in Deutschland und Österreich“. Es trafen sich Irene Zauner-Leitner (Stellvertretende Leitung und Pädagogik am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, Österreich), Thomas Stöckle (Leiter der Gedenkstätte Grafeneck) und Prof. Dr. Peter Brieger (Ärztlicher Direktor des kbo-Isar-Amper-Klinikums, ehemalige Pflegeanstalt Eglfing-Haar) auf dem Podium.
09.12.2022
Im Kreuz+Quer in Erlangen fand die dritte Podiumsdiskussion der Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit der Stadt Erlangen statt. Unter dem Titel „‚Wert des Lebens‘ – (Medizin-)Ethik, Umgang mit Behinderung, Biopolitik“ diskutierten Dr. Michael Wunder (Psychologe und Psychotherapeut; ehem. Mitglied im Kuratorium der Kommission Ethik und Recht der modernen Medizin des Deutschen Bundestags und des Deutschen Ethikrats), Dr. Mirjam Janett (Wissenschaftliche Assistentin am Historischen Institut der Universität Bern) und Dinah Radtke (Behindertenrechtsaktivistin und Mitbegründerin des Zentrums für Selbstbestimmtes Leben Behinderter (ZSL) in Erlangen).
21.12.2022
Zur vierten Podiumsdiskussion luden wir in die Räume des Evangelischen Bildungswerks ein, wo drei Expert*innen über den Umgang mit den NS-Krankenmorden diskutierten: Margret Hamm, ehemalige Geschäftsführerin des Bundes der Euthanasiegeschädigten und Zwangssterilisierten, Prof. Dr. Michael von Cranach, Psychiater und von 1980 bis 2006 leitender ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, sowie Dr. Ulrich Baumann, Leiter des T4-Denkmals in Berlin. Zwei Gebärdendolmetscherinnen übersetzten die Diskussion.
04.10.2023
Die erste Veranstaltung im Winter 2023/24 mit der neuerschienenen Publikation fand in Zusammenarbeit mit dem kbo-Isar-Amper-Klinikum in Haar statt. Nach einem Einblick ins Buch gaben Prof. Dr. Jörg Skriebeleits Vortrag zu „Psychiatrische Anstalten als gewordene und weitergenutzte Tatorte“ und Dr. Winfried Helms Vortrag zur erinnerungskulturellen Arbeit im kbo Haar den Anstoß für eine anschließende Diskussion auf dem Podium.
12.11.2023
Am 12. November 2023 lud das Zentrum Erinnerungskultur zu einer Buchpräsentation auf dem Langlebenhof in Passau ein. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Initiative Wochen zur Demokratie statt. Am Gespräch beteiligten sich Akteur*innen aus Theater, Musik, bildender Kunst und Literatur. Die Sonntagsmatinee wurde von der Passauer Musikerin Christiane Öttl umrahmt.
12.12.2023
Im Dezember 2023 stellte Prof. Dr. Skriebeleit am Bukowina-Institut der Universität Augsburg das Buch vor und sprach dabei über dessen Entstehungsprozess. Im Anschluss gaben die Regisseurin Nicole Schneiderbauer und die Autorin Tine Rahel Völcker einen Überblick über das Theaterstück „Frauen der Unterwelt“, in dem Biografien von sieben kraftvollen Frauen nachgegangen wird, die als Opfer der sogenannten NS-Krankenmorde jahrzehntelang verschwiegen wurden. Den Abschluss machten Dr. Katharina Haberkorn (Europabüro des Bezirks Schwaben) und Christina Eiden (Bukowina-Institut), die mit einem perspektivischen Blick auf die Psychatriegeschichte in der Bukowina, aber auch den Umgang mit Beeinträchtigungen in der ukrainischen Zivilgesellschaft heute einen Bogen zur aktuellen Situation in der Ukraine spannten.
06.02.2024
Im Februar 2024 bildete die ZE-Publikation den Ausgangspunkt für ein Podiumsgespräch in der Erlanger Orangerie. Die Veranstaltung entstand in Zusammenarbeit mit der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Stadt Erlangen. Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Christoph Safferling (Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht mit ICLU an der FAU) und der Vorstellung des Bandes „Verdrängt“ durch Dr. Bianca Hoenig berichteten die beiden Künstler Andreas Knitz und Horst Hoheisel anhand ausgewählter Beispiele über die Kunst der Erinnerung und Erinnerung in der Kunst. Zusammen mit Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer, Lehrstuhlinhaberin für Didaktik der Geschichte an der FAU, sowie dem Direktor des Zentrums Erinnerungskultur, Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, sprachen sie auf dem Podium über die Auseinandersetzung mit Erinnerung im öffentlichen Raum.
Am gleichen Tag wurde in Erlangen außerdem das von Andreas Knitz und Horst Hoheisel entworfene „Denkmal der Grauen Busse“ aufgestellt, das bereits an verschiedenen Orten in ganz Deutschland zur Erinnerung an die Opfer der NS-„Euthanasie“ mahnte. Das Denkmal verweist auf die Fahrzeugart, mit der Patient*innen von Heil- und Pflegeanstalten zu den Orten ihrer Ermordung gebracht wurden.
Bildnachweis:
Bildergalerie: © Dionys Asenkerschbaumer (Bilder 1-4) / © Martin Prokopek (Bild 5)
Bild unten: © Denkmal der grauen Busse von Horst Hoheisel und Andreas Knitz vor dem Landeshaus des LVR in Köln-Deutz. Urheber*in: Elke Wetzig, CC BY-SA 4.0. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Denkmal_der_Grauen_Busse_(Replika_K%C3%B6ln)-1.jpg (15.10.2021)