26.10.2023

„Ende der Zeitzeugenschaft?“

Ausstellungseröffnung

Am 24. Oktober 2023 wurde die Ausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und des Jüdischen Museums Hohenems feierlich vom Zentrum Erinnerungskultur und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Regensburg eröffnet. Die Ausstellung setzte sich intensiv mit der Rolle und Bedeutung von Zeitzeug*innen der nationalsozialistischen Verfolgung in der heutigen Erinnerungskultur auseinander.

Die Veranstaltung begann mit Begrüßungsworten von Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Direktor des Zentrums Erinnerungskultur, sowie Prof. Dr. Bernhard Löffler, Direktor des Zentrums Erinnerungskultur. Anschließend folgten Grußworte von Prof. Dr. Udo Hebel, dem Präsidenten der Universität Regensburg, und Dr. André Schüller-Zwierlein, dem Direktor der Universitätsbibliothek Regensburg. Die Redner betonten die Relevanz des Themas, insbesondere angesichts der veränderten medialen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.

Im Anschluss an die Grußworte hielt Dr. Axel Doßmann, Friedrich-Schiller-Universität Jena/Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, einen Eröffnungsvortrag mit dem Titel „befragen, bezeugen, zuhören – ohne Happy End“. In diesem Vortrag ging Doßmann anhand eindringlicher und persönlich erlebter Beispiele der Frage nach, mit welcher Haltung und Erwartung man unter den sich ständig ändernden medialen Bedingungen und angesichts neuer Kriege und Genozide den Erzählungen von erlittener Gewalt zuhören sollte. „Diese Ausstellung macht etwas Großartiges. Sie fragt nach dem ‚geworden sein‘ von Zeugenschaft. Wer durfte wann sprechen und unter welchen Bedingungen? Wer hat welche Fragen wie formuliert? Sie fragt also nach den beteiligten Akteuren bei der Entstehung der Interviewzeugnisse in verschiedenen Formaten und unter verschiedenen technischen Bedingungen. Das ist etwas, was die Forschung schon seit einer Weile untersucht, aber es ist das erste Mal, dass es in einer Ausstellung für ein großes Publikum bereitgestellt wird“, erklärte Doßmann. Schlussendlich müsse man immer bedenken, dass die Erzählungen von Zeitzeug*innen nicht mit Ihren Erinnerungen gleichzusetzen seien. „Die Erzählungen sind nur der kleine Teil, den die Zunge in Sprache umgewandelt hat. Wir müssen uns angewöhnen, dass wir nicht mit Erinnerungen, sondern mit Erinnerungserzählungen arbeiten, die bei jeder einzelnen Erzählung den unterschiedlichsten Einflüssen unterliegen.“

Zum Abschluss der Veranstaltung führten Johannes Lauer und Julius Scharnetzky von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg die Anwesenden in die Ausstellung ein.

Die ausführliche Pressemitteilung der Universität Regensburg finden Sie bitte hier.

Bildnachweis: © Julia Dragan