Am Donnerstag, den 16. November 2023, fand die erste Lehrerfortbildung des Zentrums Erinnerungskultur in Kooperation mit der Dienststelle der Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in der Oberpfalz statt.
© Katharina Herkommer
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Die 60 Anmeldungen aus allen Schularten zeigten, dass das Thema „Ende der Zeitzeugenschaft – Zukunft der Erinnerung?“ für die Lehrkräfte von großer aktueller Relevanz ist. Nach den Grußworten von Prof. Dr. Bernhard Löffler, Direktor des Zentrums Erinnerungskultur, und Claudia Reichmann von der Dienststelle der Ministerialbeauftragten eröffnete Prof. Dr. Juliane Tomann die Fortbildung mit einem Impulsvortrag über virtuelle Realitäten. Prof. Tomann sensibilisierte die Lehrkräfte für einen kritischen Einsatz immersiver VR-Szenarien, indem sie ihnen die zentralen Aussagen eines Manifests mit auf dem Weg gab, das kürzlich in Public History Weekly publiziert worden ist.
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die besondere Gelegenheit, die Ausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ im Rahmen einer Kuratorenführung mit Julius Scharnetzky und Johannes Lauer von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg kennenzulernen. Die Ausstellung ist noch bis Juli 2024 in den Räumlichkeiten der Universitätsbibliothek zu sehen und kann auch mit Schulklassen besucht werden.
© Anna-Elena Schüler
Das Nachmittagsprogramm der Lehrerfortbildung wurde mit einer Podiumsdiskussion im H24 eröffnet, zu der auch die Öffentlichkeit eingeladen war. Im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Hörsaal diskutierten Ernst Grube (Shoah-Überlebender), Dr. Monika Müller (Fachreferentin für Geschichte am Gymnasium am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung in München) und Prof. Dr. Jörg Skriebeleit (Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und Direktor des Zentrums Erinnerungskultur) sowohl über die erinnerungskulturelle Bedeutung der Zeitzeugenschaft in der Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland als auch über die künftigen Herausforderungen der pädagogischen Bildungsarbeit. Besonders beeindruckend waren die Ausführungen von Ernst Grube, der noch lange nach seiner Rückkehr aus dem Konzentrationslager Theresienstadt gesellschaftliche Ausgrenzung am eigenen Leib erfahren musste. Dennoch werde er nicht müde, seine Geschichte zu erzählen und besorgniserregende gesellschaftliche Entwicklungen anzuprangern. Der Grat von „Ausgrenzung und Ablehnung“ hin zur „Vernichtung und Tötung von Menschen“ sei, so ist Ernst Grube überzeugt, ein schmaler.
© Anna-Elena Schüler
Zentrale Diskussionspunkte des Podiums wurden im Anschluss in zwei Workshoprunden vertieft. Der Erzählinstanz in Zeitzeugenromanen näherte sich Dr. Ulrike Siebauer (Deutschdidaktik, Universität Regensburg). Dr. Christine Grieb (Geschichtsdidaktik, Universität Regensburg) diskutierte mit den Lehrkräften die Person des Zeitzeugen im Film. Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg präsentierte ihre digitale Lernplattform „Keeping Memories“. Von der LMU München waren Dr. Lisa Schwendemann und Ernst Hüttl angereist, um mit digitalen, dreidimensionalen und interaktiven Zeitzeugeninterviews neue Medienformate zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust und dem Nationalsozialismus für den Unterricht vorzustellen und deren Einsatz kritisch zu reflektieren. Die ans Zentrum Erinnerungskultur abgeordneten Lehrkräfte Dr. Regina Schuhbauer und Philipp Bernhard boten einen Workshop für Fremdsprachenlehrkräfte an und setzten sich in einem zweiten Workshop mit Erinnerung im postmigrantischen Klassenzimmer auseinander.
Die Resonanz von Seiten der Lehrkräfte auf die erste Lehrerfortbildung des Zentrums Erinnerungskultur war überaus positiv. Auch aufgrund des vielfach geäußerten Wunsches nach weiteren Fortbildungsangeboten werden weitere Angebote für Lehrkräfte folgen.
Material zur Veranstaltung wie Präsentationen finden Sie unter dem folgenden Link:
https://www.dropbox.com/scl/fo/cosw6qg33rqdqzah67zxs/h?rlkey=0vbfzhu5sajug1tn5ke17glx4&dl=0
© Anna-Elena Schüler
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