08.05.2025

Werkstattgespräch

Der 8. Mai in transnationaler Perspektive – Algerien, Tunesien, Marokko, Frankreich, Deutschland

„Kriegsende“ und „Weltkrieg“ zwei Begriffe, die aus europäischer Sichtweise selbstverständlich erscheinen, geraten ins Zentrum kritischer Diskussionen, sobald man die historischen Ereignisse um den 8. Mai 1945 gemeinsam mit Wissenschaftler*innen aus Algerien, Tunesien und Marokko beleuchtet. In den Ländern Nordafrikas, damals Teil des französischen Kolonialregimes, markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs anders als in Europa nicht den Beginn einer Phase des friedlichen Zusammenlebens, sondern den Auftakt eines Dekolonialisierungsprozesses, der im Falle Algeriens am 8. Mai 1945 selbst zu einem blutigen Massaker und 1954-1962 einem grausamen Unabhängigkeitskrieg führte.

Diese Verflechtung der Kolonialgeschichte mit den Ereignissen des von Deutschland entfachten Zweiten Weltkriegs, in dessen menschenverachtende Kriegspraktiken die Bevölkerung in Algerien, Tunesien und Marokko hineingezogen wurden, stehen im Zentrum des Publikationsprojektes von Prof. Dr. Isabella von Treskow (Lehrstuhl für Französische und Italienische Literatur- und Kulturwissenschaft), Carina Ehrnsperger (Institut für Romanistik) und Dr. Regina Schuhbauer (Zentrum Erinnerungskultur), das am 7. Mai im Rahmen der ZE-Reihe „Werkstattgespräche“ der Universitätsöffentlichkeit vorgestellt wurde.

Hervorgegangen ist das Projekt aus einer Kooperation der Universitäten Tizi-Ouzou, Clermont Auvergne und Regensburg, sodass die drei Referentinnen stellvertretend für ein Kollektiv aus internationalen und -disziplinären Autor*innen sprachen, die an der Publikation mitgewirkt haben. Gemeinsam interpretierte man dabei die Spuren der historischen Ereignisse in den Literaturen der jeweiligen Länder und setzte sich auf diese Weise kritisch mit kollektiven Zuschreibungen auseinander. Die ausgewählten Texte, die in Überkreuzungsverfahren alle aus unterschiedlichen wissenschaftlichen und nationalen Perspektiven analysiert wurden, decken ein breites Spektrum ab – vom politischen Manifest über Lyrik, Romanauszüge und Novellen bis hin zu einer BD.

Die vorgestellte Publikation erscheint am 8. Mai im Verlag Donata Kinzelbach.