Die Veranstaltungsreihe ist eine Zusammenarbeit des Regensburger Vereins für Volkskunde e.V., Dr. Esther Gajek, dem Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg und der Jüdischen Gemeinde Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat des Staates Israel in München, der Stadt Regensburg (Kulturreferat), Soroptimist International, Club Regensburg e.V., dem Zusatzstudium für Genderkompetenz der Universität Regensburg und dem Evangelischen Bildungswerk.
Frauen waren, zwar nicht nur, aber überwiegend im Umkreis der Familie tätig und seltener mit offiziellen Geschäften betraut. Dadurch existieren nur spärliche Quellen, und Einblicke in komplexe Frauenbiografien und Lebensumstände sind dünn gesät. Die Unsichtbarkeit weiblichen Lebens betrifft alle Gemeinschaften, insbesondere aber – durch Pogrome und die Shoah – jüdische Frauen.
Die Ringvorlesung macht bekanntere und unbekanntere Lebenswege von jüdischen Frauen sichtbar. Nach einer grundsätzlichen Einführung zur Rolle der Frau im Judentum zwischen Tradition und Moderne werden schlaglichtartig weibliche Biografien seit dem 19. Jahrhundert bis heute präsentiert. Oft waren jüdische Frauen Pionierinnen im männlich dominierten Umfeld von Bildung und Berufstätigkeit: als Studentinnen, Professorinnen, Ärztinnen, Sachbuchautorinnen, Schriftstellerinnen, Komponistinnen bis hin zu Soldatinnen und zur Ministerpräsidentin. Durch den Nationalsozialismus wurde auch dieser Aufbruch jüdischer Frauen in ganz Europa jäh unterbrochen oder vernichtet – aus Erfolg wurde Verfolgung und millionenfacher Mord. Autobiographische Dokumente von und Interviews mit Überlebenden machen deutlich, wie schwer und teils unmöglich es war, an bisher Erreichtes wieder anzuknüpfen.Wie verhält es sich mit weiblichen jüdischen Identitäten nach 1945? Wie in Israel – wie in Deutschland? Wie sprechen jüdische Frauen über sich, wie wird über sie gesprochen? Welche neuen Rollen stehen zur Verfügung – sei es als Rabbinerin, sei es jenseits der Heteronormativität? Auch diese Fragen gilt es in den Blick zu nehmen.
Die Vorlesung ist als Veranstaltungsreihe konzipiert, die Vorträge, aber auch Lesungen, Filmvorführung, Konzert und Stadtführungen enthält. Sie richtet sich an ein universitäres Publikum genauso wie an eine breite Öffentlichkeit. Mit „wohlwollendem Interesse am Judentum“ (Hans Rosengold) soll jüdisches Leben als Teil einer gemeinsamen Kultur beleuchtet werden.
Termine
18.10.2023
Sichtbar – unsichtbar. Lebenswege jüdischer Frauen. Warum dieses Thema?
25.10.2023
Jüdische Frauen – die Frau im Judentum. Zwischen Tradition und Moderne
8.11.2023
Deutsche und österreichische Jüdinnen im Shanghaier Exil. Geschlechterbeziehungen unter Extrembedingungen
15.11.2023
Frauen in Israel. Soldatin – Mutter – Wonder Woman
20.11.2023
Zum 100. Geburtstag von Nadine Gordimer
22.11.2023
Lesung und Gespräch „Wer wir sind“
29.11.2023
Überlebenden zuhören. Jüdische Stimmen in der „Werkstatt der Erinnerung“
6.12.2023
Die ersten Ärztinnen. Auf den Spuren von Jüdinnen in Zürich und Bern im 19. Jahrhundert
13.12.2023
Dr. Edith Peritz (1897-1985) – ein Leben zwischen Schönheitschirurgie und Frauenpolitik
20.12.2023
Geschlechterstereotype in Kochbüchern jüdischer Autorinnen zwischen 1901 und 1921
10.1.2024
„A modne sach, mir hot sich farwolt schrajbn”: Bella Chagall und ihr jiddisches literarisches Vermächtnis“
17.1.2024
Golda – Eine kommentierte Filmvorführung des Dokumentar-films über Golda Meir (2019)
24.1.2024
Hélène Cixous: Intellektuelle und Schriftstellerin aus Algerien mit europäischer Genealogie
31.1.2024
Identitäten im Wandel
7.2.2024
Jüdische Komponistinnen: zwischen Erfolg und Verfolgung, Exil und Heimkehr Gesprächskonzert